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Krankenkassen-Siegeln: Wie vertrauenswürdig sind sie wirklich?

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Gesetzliche Krankenkassen setzen verstärkt auf Werbung, um neue Mitglieder zu gewinnen. Dabei spielen Siegel und Auszeichnungen eine wichtige Rolle, um Vertrauen bei potenziellen Versicherten zu schaffen. Doch nach Recherchen des SWR geraten einige Krankenkassen nun in die Kritik der Wettbewerbszentrale, die sie wegen irreführender Werbung abmahnt.

Fragwürdige Werbepraktiken

Die "BIG direkt gesund" beispielsweise wirbt mit dem Siegel "Top-Krankenkasse", das ihr vom Magazin "Focus Money" verliehen wurde. Doch die Analyse zeigt, dass die Kasse auf Platz 19 von insgesamt 64 geprüften Krankenkassen landet. Die Wettbewerbszentrale sieht hier einen klaren Verstoß gegen das Verbot irreführender Werbung und hat die Kasse per Abmahnung aufgefordert, die Werbung mit dem Siegel zu stoppen. Die "BIG direkt gesund" weist die Vorwürfe jedoch zurück und argumentiert, dass der Begriff "Top" keine eindeutige Definition habe.

Auch die "Pronova BKK" wurde aufgrund ähnlicher Werbung abgemahnt und hat mittlerweile eine Unterlassungserklärung abgegeben. Doch die Frage bleibt, ob solche Siegel tatsächlich eine aussagekräftige Bewertung der Leistungen der Krankenkassen darstellen.

Verwirrende Vergleiche

Ein weiterer Fall betrifft die Berliner "BKK VBU", die mit dem Siegel "Leistung für Familien" von "Focus Money" wirbt und dafür die Note "sehr gut" erhielt. Allerdings belegen andere Krankenkassen mit der Auszeichnung "exzellent" höhere Plätze im Ranking. Die Wettbewerbszentrale sieht hier eine Irreführung der Verbraucher und hat entsprechend abgemahnt.

Kritik an den Siegelvergaben

Jürgen Stellpflug vom Verein "Testwatch - Die VerbraucherNützer" äußert sich kritisch zu den Siegelvergaben. Er spricht von einem Missbrauch mit den Labels und Verbrauchertäuschung. Es scheint, als würden viele Krankenkassen versuchen, möglichst viele Siegel mit guten Noten zu generieren, um sich damit zu schmücken. Dies wirft die Frage auf, ob gesetzliche Krankenkassen mit dem Geld ihrer Versicherten fragwürdige Werbemaßnahmen finanzieren.

Geld gegen Siegel

Ein Urteil des Landgerichts München hat gezeigt, dass die Vergabe von Siegeln nicht immer transparent ist. Im Fall des Siegels "Top-Mediziner" wurde eine Gebühr von 1.900 Euro verlangt. Die Wettbewerbszentrale klagte wegen mutmaßlich irreführender Vergabe dieses Gütesiegels im Magazin "Focus". Der Burda-Verlag verteidigt das Modell der Werbung mit Siegeln gegen Geld und betont den hohen Aufwand für die Durchführung von Tests.

Einige Krankenkassen, darunter auch die "BIG direkt gesund", zweifeln jedoch an diesem Geschäftsmodell. Sie sehen sich einem zunehmenden Angebot an Siegeln ausgesetzt, denen sie aus Wettbewerbsgründen nicht entkommen können.

Fragwürdige Datengrundlage

Auch die Datengrundlage der Siegel gerät in die Kritik. Im Fall der "IKK Classic" beispielsweise wirbt die Kasse mit dem Siegel "Nachhaltigkeits-Champion" von "Die Welt", basierend auf einer Verbraucherbefragung. Hier sieht die Wettbewerbszentrale eine Irreführung, da man von einem objektiven Prüfverfahren ausgehen würde. Die "IKK Classic" wurde ebenfalls abgemahnt, äußerte sich jedoch nur allgemein und betonte, sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten.

Interne Bedenken bei der "Knappschaft"

Die "Knappschaft" wirbt auf ihrer Website mit Auszeichnungen wie "Von Kunden empfohlen" oder "Höchste Kundenzufriedenheit" von "Focus Money". Doch interne Umfragen zeigen ein anderes Bild. Die Geschäftsführung der "Knappschaft" ist besorgt, da andere Umfragen weniger positive Ergebnisse liefern. Dies wirft die Frage auf, ob solche Auszeichnungen wirklich repräsentativ für die Kundenzufriedenheit sind.

Fazit

Die Abmahnungen der Wettbewerbszentrale werfen ein Licht auf fragwürdige Werbepraktiken einiger gesetzlicher Krankenkassen. Siegel und Auszeichnungen sollten Vertrauen schaffen, doch die Transparenz und Aussagekraft dieser Bewertungen werden zunehmend infrage gestellt. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten daher kritisch hinterfragen, welche Bedeutung sie diesen Siegeln beimessen und sich nicht allein auf sie verlassen, wenn es um die Wahl ihrer Krankenkasse geht.



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