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Verkaufte Kredite: Was Banken ihren Kunden verschweigen

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Bankkunden denken, ihre Kredite bleiben bei der Bank, mit der sie sie abgeschlossen haben. Doch oft verkaufen Banken Kreditpakete an Investoren. Die Deals sind intransparent, aber für Banken hochprofitabel. Was bedeutet das für Verbraucher?

Kreditverbriefung: Ein Trick mit Milliarden-Gewinnen

Viele Bankkunden ahnen nicht, dass ihr Autokredit oder ihre Immobilienfinanzierung längst nicht mehr der Bank gehört, bei der sie unterschrieben haben. Die Kredite werden oft gebündelt, in Finanzprodukte umgewandelt und an Investoren weitergereicht. Dieser Prozess nennt sich "Kreditverbriefung" und ist für Banken eine Möglichkeit, ihre Bilanzen zu entlasten und neue Kreditgeschäfte zu ermöglichen.

Doch wer besitzt die Kredite wirklich? Und was bedeutet das für die Kunden? Ein Blick hinter die Kulissen offenbart eine Welt aus komplexen Finanzkonstruktionen, Stiftungen und verschachtelten Gesellschaften.

Warum Banken Kredite verkaufen

Banken leben davon, Geld zu verleihen. Doch irgendwann sind ihre Mittel erschöpft. Hier kommt die Kreditverbriefung ins Spiel: Banken bündeln Kredite in Pakete und verkaufen diese als Wertpapiere an Investoren. Die ursprünglichen Kredite verschwinden aus der Bilanz der Bank, und neues Kapital wird frei.

Diese "Asset Backed Securities" (ABS) haben die Weltwirtschaft schon einmal erschüttert. Die Finanzkrise 2008 war das Ergebnis von exzessiven Verbriefungsgeschäften, bei denen Banken faule Hypothekenkredite gebündelt und weiterverkauft hatten. Nun erlebt dieses Modell ein Comeback - mit neuen Versprechungen und angeblich strengeren Regeln.

Verbriefungen: Ein Geschäft mit Risiken

Theoretisch bleibt für Kreditnehmer alles beim Alten. Sie zahlen ihre Raten weiterhin an die Bank. Doch der eigentliche Gläubiger ist oft eine anonyme Investorengruppe oder sogar die Europäische Zentralbank, die solche Papiere als Sicherheiten für Kredite akzeptiert.

Das Problem:

- Die Geschäftsmodelle sind komplex und schwer nachvollziehbar.

- Banken bleiben als Verwalter aktiv, haften aber nicht mehr für die Kredite.

- Die neuen Kreditinhaber haben keinen direkten Kontakt zu den Kreditnehmern.

Ein Beispiel:

Ein Kunde finanziert seinen Neuwagen über eine Autobank. Diese Bank verkauft den Kredit als Teil eines größeren Pakets an eine Investmentgesellschaft. Der Kunde bemerkt davon nichts - seine Raten fließen weiterhin an die Bank, doch das Geld gehört nun jemand anderem.

Die Rolle der TSI - Das Herz der deutschen Verbriefungen

Hinter den meisten dieser Verbriefungen in Deutschland steckt ein Unternehmen: die TSI International GmbH. Dieses wenig bekannte Unternehmen sitzt am Rande des Frankfurter Bankenviertels und hat bisher über 150 Verbriefungsgesellschaften gegründet.

Die TSI strukturiert Kreditpakete für Banken, verkauft sie an Investoren oder hinterlegt sie als Sicherheit für Kredite bei der EZB. Eine weitere Firma, die STS Verification GmbH, zertifiziert diese Wertpapiere als "simpel", "transparent" und "standardisiert". Doch die STS gehört zur TSI und sitzt in demselben Büro - ein fragwürdiges Konstrukt.

Stiftungen als Schlüssel für das Geschäft

Damit die Verbriefungsgesellschaften rechtlich unabhängig bleiben, wurden drei kleine Stiftungen gegründet. Diese Stiftungen besitzen die Gesellschaften - allerdings nur auf dem Papier. Die eigentlichen Entscheidungen trifft weiterhin die TSI.

Interessant:

- Die Stiftungen finanzieren Studien und Veranstaltungen zur Verbriefung.

- Offiziell dienen sie gemeinnützigen Zwecken.

- Bisher wurden rund 2,5 Millionen Euro in solche Projekte gesteckt - bei einem Verbriefungsvolumen von 275 Milliarden Euro.

Milliarden-Kredite in Mini-GmbHs

Noch ungewöhnlicher sind die rechtlichen Strukturen der Verbriefungsgesellschaften. Viele sind als "Unternehmergesellschaft" (UG) registriert - eine besonders kleine Form der GmbH, die eigentlich für kleine Gewerbetreibende wie Kioske gedacht ist.

Einige dieser Mini-GmbHs verwalten Immobilienkredite von Privatkunden im Wert von bis zu 20 Milliarden Euro - mit einem Startkapital von nur 4.500 Euro.

Ein Konsortium aus Banken und Politik

Hinter der TSI und den Verbriefungsgesellschaften steckt ein Konsortium aus Privatbanken, Sparkassen und der staatlichen Förderbank KfW. Sie profitieren alle von den Kreditverkäufen und drängen auf eine Lockerung der Verbriefungsregeln in der EU.

Bankenvertreter argumentieren, dass Verbriefungen Kapital für den ökologischen Umbau der Wirtschaft freisetzen könnten. Kritiker halten dagegen: In erster Linie geht es um Gewinne und Bilanzoptimierung.

Was denkst du über diese Kreditgeschäfte? Findest du es in Ordnung, dass Banken Kredite verkaufen, ohne ihre Kunden darüber zu informieren? Schreib deine Meinung in die Kommentare!



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