Kartellamt: Vodafone soll 1&1 beim Netzausbau behindert haben
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Das Bundeskartellamt wirft Vodafone vor, den Netzausbau von 1&1 kartellrechtswidrig behindert zu haben. Grund sind massive Verzögerungen bei der Bereitstellung von Antennenstandorten durch die Vodafone-Tochter Vantage Towers.
Was ist passiert? Der aktuelle Stand im Verfahren gegen Vodafone
Kartellamt rügt Vodafone wegen Behinderung des 1&1-Netzausbaus
Das Bundeskartellamt hat Vodafone in einer vorläufigen rechtlichen Einschätzung vorgeworfen, den Aufbau des 1&1-Mobilfunknetzes kartellrechtswidrig behindert zu haben. Der Vorwurf wiegt schwer: Es geht nicht um kleine technische Hürden, sondern um eine gezielte Verzögerung beim Zugang zu Infrastruktur - konkret zu Mobilfunkstandorten, die von der Vodafone-Tochter Vantage Towers verwaltet werden.
Laut Kartellamt hätte Vantage Towers - trotz vertraglicher Verpflichtung - eine große Anzahl an Antennenstandorten nicht oder nur sehr verspätet für 1&1 bereitgestellt. Die Folge: Der neue Wettbewerber konnte sein Netz nicht wie geplant ausbauen. Währenddessen habe Vodafone parallel eigene Standorte massiv aufgerüstet, teilweise sogar an jenen Orten, die ursprünglich für 1&1 vorgesehen waren.
Kartellamtspräsident Andreas Mundt machte die Position der Behörde klar:
"Diese Verzögerung hätte vermieden werden können und müssen. Sie ist nach unserem derzeitigen Kenntnisstand eine unzulässige Wettbewerbsbehinderung."
Was passiert als Nächstes?
Vodafone und Vantage Towers haben nun Gelegenheit zur Stellungnahme. Das ist im Kartellverfahren üblich, gibt aber bereits einen klaren Fingerzeig auf die Einschätzung der Behörde. Sollte das Kartellamt bei seiner Einschätzung bleiben, könnte es Vodafone verpflichten, alle noch ausstehenden Standorte innerhalb einer festen Frist - im Raum stehen drei Jahre - bereitzustellen. Auch Sanktionen sind denkbar.
Eine endgültige Entscheidung will das Bundeskartellamt im Sommer 2025 fällen. Bis dahin bleibt das Verfahren offen - aber die Richtung ist klar.
Die Entstehung des Konflikts: 1&1, Vantage Towers und ein Deal, der scheiterte
1&1 als neuer Wettbewerber mit großen Ambitionen
Die Mobilfunklandschaft in Deutschland war jahrzehntelang klar strukturiert: Die großen Drei - Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica - bestimmten das Geschehen. Mit der Auktion der 5G-Frequenzen im Jahr 2019 trat jedoch ein neuer Akteur auf den Plan: 1&1, bislang bekannt als Anbieter virtueller Netze (Reseller), wollte ein eigenes Netz aufbauen.
Das Ziel war klar: Wettbewerb, Innovation, niedrigere Preise. Und: 1&1 wollte zeigen, dass es auch ohne jahrzehntelange Infrastrukturgeschichte möglich ist, ein eigenes modernes Netz zu etablieren. Dafür musste der Konzern allerdings auf bestehende Infrastruktur zurückgreifen - etwa auf Funktürme und Antennenstandorte.
Der Vantage-Deal: Hoffnungsträger und Stolperstein zugleich
Ende 2021 schien alles auf einem guten Weg: 1&1 schloss einen Vertrag mit Vantage Towers, einem Tochterunternehmen von Vodafone, das 2020 gegründet wurde und inzwischen einer der größten europäischen Anbieter von Mobilfunkinfrastruktur ist. Die Vereinbarung war ambitioniert: Mehrere Tausend Standorte sollten über die nächsten Jahre bereitgestellt werden, um 1&1 einen eigenständigen Netzbetrieb zu ermöglichen.
Doch schon bald zeigte sich: Theorie und Praxis klaffen weit auseinander. Während Vantage zunächst erste Standorte zur Verfügung stellte, brach die Umsetzung bald ins Stocken. Bis Ende 2022 konnte 1&1 nicht einmal eine zweistellige Zahl an eigenen Funkstationen in Betrieb nehmen - von den ursprünglich zugesagten 1000 war man weit entfernt.
Der Konflikt eskaliert: Beschwerde, Verfahren, Abmahnung
Im Februar 2023 reichte 1&1 beim Kartellamt Beschwerde ein - mit dem Vorwurf, Vodafone nutze Vantage strategisch, um den Markteintritt des neuen Wettbewerbers zu torpedieren. Im Juni 2023 leitete das Kartellamt ein offizielles Missbrauchsverfahren nach § 19 GWB ein. Über eineinhalb Jahre verhandelte die Behörde mit Vodafone über mögliche Zusagen, doch die eingereichten Vorschläge wurden als unzureichend eingestuft.
Im April 2025 schließlich die Eskalation: Das Kartellamt kommt in einer vorläufigen Einschätzung zu dem Ergebnis, dass es sich bei der Verzögerung um eine kartellrechtswidrige Behinderung handelt.
Welche Motive stehen hinter dem Verhalten von Vodafone?
Wettbewerbsstrategie statt technischer Panne?
Offiziell beruft sich Vodafone auf operative Herausforderungen: Genehmigungen, bauliche Anpassungen, interne Koordinationsprobleme. Doch das Kartellamt hält diese Argumente für nicht stichhaltig. Denn: Vodafone selbst habe in derselben Zeit eigene Standorte massiv modernisiert - auch mit 5G-Technik - und dabei genau jene Standorte genutzt, die ursprünglich für 1&1 vorgesehen waren.
Das wirkt wie eine bewusste Verzögerung: Wenn ein neuer Wettbewerber kommt, der potenziell Millionen Kunden gewinnen könnte, besteht für etablierte Anbieter ein starkes wirtschaftliches Interesse, diesen Eintritt zu erschweren - vor allem, wenn dies durch eine Tochtergesellschaft geschieht, die formell zwar eigenständig ist, aber strategisch eingebunden bleibt.
Wie unabhängig ist Vantage Towers wirklich?
Vantage wurde zwar als eigenständige Infrastrukturgesellschaft gegründet, bleibt jedoch eng mit Vodafone verzahnt. Noch immer hält Vodafone eine bedeutende Beteiligung an dem Unternehmen. Analysten und Wettbewerbsexperten fragen sich daher: Wie weit reicht der Arm von Vodafone in die Geschäftsentscheidungen von Vantage hinein?
Das Kartellamt jedenfalls sieht eine klare Verantwortung bei der Muttergesellschaft. Und auch in der Branche wird die Konstruktion zunehmend kritisch gesehen - gerade weil hier Infrastrukturhoheit mit strategischen Interessen kollidiert.
Die Folgen des Konflikts - für Unternehmen, Markt und Verbraucher
Für 1&1: Verzögerung mit Folgen
Für 1&1 ist der Konflikt mehr als nur ein strategisches Ärgernis. Der gesamte Rollout des neuen Netzes wurde ausgebremst. 1&1 verfehlte eigene Ziele, verlor Zeit - und damit auch Geld. Parallel läuft bereits ein Bußgeldverfahren der Bundesnetzagentur gegen 1&1 selbst, da das Unternehmen bestimmte Versorgungsverpflichtungen nicht einhalten konnte. Die Ironie: Diese Versäumnisse sind genau durch die mangelnde Standortbereitstellung mitverursacht worden.
Inzwischen sucht 1&1 verstärkt nach alternativen Infrastrukturpartnern - was nicht nur kostspielig ist, sondern auch Zeit frisst.
Für Vodafone: Reputationsrisiko und mögliche Sanktionen
Für Vodafone steht mehr auf dem Spiel als eine schlechte Presse. Sollte das Kartellamt zu einer endgültigen Feststellung kommen, drohen Sanktionen - etwa Zwangsgelder oder eine Verpflichtung zur beschleunigten Standortbereitstellung. Auch der Ruf des Konzerns könnte Schaden nehmen - insbesondere in einem zunehmend regulierten europäischen Telekommunikationsmarkt.
Zudem beobachten Investoren und Analysten die Entwicklungen genau. Die Infrastruktursparte galt lange als wirtschaftlich stabiler Anker für Vodafone - ein langwieriger Kartellrechtsstreit könnte dieses Narrativ beschädigen.
Für den Markt: Verpasste Chance auf mehr Wettbewerb
Der eigentliche Verlierer könnte aber der Markt sein - und mit ihm die Verbraucher. Ein vierter Netzbetreiber hätte das Potenzial, Preise zu senken, Innovation zu beschleunigen und eine echte Alternative zu bieten. Der verzögerte Netzausbau bedeutet auch: Der Wettbewerb bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Gerade beim Thema 5G, das für den digitalen Wandel in Deutschland zentral ist, zählt jeder Monat. Wenn die bestehenden Anbieter ihre Marktstellung mit strukturellen Hürden schützen, leidet am Ende die gesamte digitale Infrastruktur des Landes.
FAQ: Die wichtigsten Fragen im Überblick
- Was genau wirft das Kartellamt Vodafone vor?
- Vodafone soll über Vantage Towers die vertraglich vereinbarte Bereitstellung von Antennenstandorten für 1&1 bewusst verzögert haben - zum Nachteil eines neuen Wettbewerbers.
- Vodafone soll über Vantage Towers die vertraglich vereinbarte Bereitstellung von Antennenstandorten für 1&1 bewusst verzögert haben - zum Nachteil eines neuen Wettbewerbers.
- Warum ist das problematisch?
- Weil dies den fairen Wettbewerb behindert nd einen neuen Anbieter am Markteintritt hindert - was zu höheren Preisen und weniger Innovation führen kann.
- Ist das Verfahren abgeschlossen?
- Nein. Die Einschätzung ist vorläufig. Vodafone kann Stellung nehmen, eine endgültige Entscheidung wird für Sommer 2025 erwartet.
- Nein. Die Einschätzung ist vorläufig. Vodafone kann Stellung nehmen, eine endgültige Entscheidung wird für Sommer 2025 erwartet.
- Gibt es schon Konsequenzen?
- Noch nicht - aber das Kartellamt erwägt eine Anordnung zur Bereitstellung der Standorte und mögliche Sanktionen.
- Noch nicht - aber das Kartellamt erwägt eine Anordnung zur Bereitstellung der Standorte und mögliche Sanktionen.
- Wie reagiert Vodafone?
- Bislang hat Vodafone öffentlich noch nicht umfassend Stellung bezogen. In der Vergangenheit wurden Verzögerungen mit operativen Herausforderungen begründet.
- Bislang hat Vodafone öffentlich noch nicht umfassend Stellung bezogen. In der Vergangenheit wurden Verzögerungen mit operativen Herausforderungen begründet.
- Was bedeutet das für mich als Kunde?
- Verzögerter Netzausbau kann langfristig höhere Preise, langsamere Netzmodernisierung und weniger Tarifvielfalt bedeuten - insbesondere im ländlichen Raum.
- Verzögerter Netzausbau kann langfristig höhere Preise, langsamere Netzmodernisierung und weniger Tarifvielfalt bedeuten - insbesondere im ländlichen Raum.
Deine Meinung zählt! Was denkst du: Schutz legitimer Interessen oder gezielte Marktabschottung? Diskutiere mit uns in den Kommentaren - sachlich, kritisch, konstruktiv.
gegen tochter grund kartellamt verfahren
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