Bremer24 Logo

EU erlaubt Gebühren für Handgepäck Rückschritt im Verbraucherschutz?

Sie befinden sich: Home > News Archiv > Politik > EU erlaubt Gebühren ...

Die EU erlaubt künftig Gebühren für Standard-Handgepäck. Neue Regeln versprechen mehr Rechte, sorgen aber auch für scharfe Kritik von Verbraucherschützern.

Die Verkehrsminister der EU-Staaten haben einem neuen Vorschlag zugestimmt, der künftig Gebühren für Handgepäck ermöglicht - trotz Widerstands mehrerer Länder. Der Beschluss ist Teil einer umfassenden Reform der Passagierrechte. Während einige Regeln den Verbraucherschutz stärken sollen, kritisieren Organisationen wie der europäische Verbraucherverband BEUC massive Verschlechterungen.

Was ändert sich konkret?

Im Zentrum der Kontroverse steht die neue Regelung zum Handgepäck: Ein kleines Gepäckstück, das unter den Sitz passt, bleibt kostenlos. Für alle weiteren Gepäckstücke, die im Fach über dem Sitz verstaut werden, dürfen Airlines künftig Aufpreise verlangen. Genau hier entzündet sich der Streit: Für viele Reisende ist ein Trolley im Handgepäckformat längst Standard - nun könnte dafür erneut gezahlt werden müssen, selbst bei Billigflügen.

Gleichzeitig wurden einige neue Passagierrechte beschlossen:

- Verspätet sich ein Kurzstreckenflug um mehr als vier Stunden, stehen 300 Entschädigung zu.

- Bei Langstrecken sind es 500, wenn die Verspätung sechs Stunden überschreitet.

- Erfolgt keine Umleitung binnen drei Stunden, dürfen Passagiere selbst buchen und bis zu 400% des ursprünglichen Ticketpreises zurückverlangen.

- Airlines müssen bei Verspätungen für Verpflegung und Unterkunft sorgen - andernfalls können Reisende selbst in Vorleistung gehen und später abrechnen.

- Die Beschwerdefrist verlängert sich auf sechs Monate, die Antwortfrist der Airline beträgt künftig maximal zwei Wochen.

Verbraucherverbände schlagen Alarm

Für Fluggastrechte-Organisationen wie den BEUC ist der Beschluss ein Rückschritt. Die Kritik richtet sich nicht nur gegen die neue Gepäckregelung, sondern auch gegen höhere Schwellenwerte für Entschädigungen. Denn viele Verspätungen bewegen sich zwischen zwei und vier Stunden - und wären damit nicht mehr entschädigungspflichtig. Das führe, so der BEUC, zu einem faktischen Rechteabbau.

Besonders problematisch: Der Europäische Gerichtshof hatte in früheren Entscheidungen klargemacht, dass Handgepäck, solange es angemessen dimensioniert ist, als Teil der Beförderung betrachtet werden müsse - also kostenlos. Mit dem neuen Text konterkariert der EU-Rat diese Linie. Er legalisiert faktisch Gebühren, die jahrelang rechtlich umstritten waren.

Wie geht es jetzt weiter?

Das Europäische Parlament muss dem Vorschlag noch zustimmen. Kommt es zu keiner grundlegenden Änderung, treten die neuen Regeln nach Abschluss der Verhandlungen in Kraft. Der Zeitplan ist ambitioniert: Das Verfahren läuft im beschleunigten Modus. Das Parlament muss den Vorschlag nur mit einfacher Mehrheit absegnen - eine Hürde, die angesichts der neuen Legislaturperiode als realistisch gilt.

Was bedeutet das für Reisende?

Künftig müssen Flugreisende genauer hinschauen, was ein Ticket wirklich enthält. Die Zeit der kostenlosen Bordtasche plus Rollkoffer könnte vorbei sein - zumindest auf günstigeren Buchungsklassen. Gleichzeitig erhalten sie bei Flugausfällen und Verspätungen mehr Klarheit und neue Ansprüche. Die Balance zwischen Service und Sparpolitik bleibt umkämpft.

Die Debatte zeigt: Passagierrechte in Europa sind kein abgeschlossenes Kapitel, sondern ein Feld ständiger Aushandlung zwischen Politik, Industrie und Verbraucherschutz. Wer heute fliegt, wird das Ergebnis dieser Auseinandersetzungen bald direkt im Portemonnaie spüren.

staaten erlaubt rechte kritik standard

Kommentar schreiben

Teilen Sie uns Ihre Meinung mit. Ihr Kommentar wird nach Pruefung veroeffentlicht.

Pflichtfelder


Neusten News in der Kategorie "Politik"

• Fake oder Fakt? Was die EU wirklich zu Kohlensäure in Geträn...
Im Netz kursiert das Gerücht, die EU wolle CO2 in Getränken ...
• Solarstrom verschenkt? Deutschlands Energie-Dilemma im Fakte...
Deutschland verschenkt subventionierten Solarstrom? Der Artikel kl&aum...
• Strom wegwerfen statt nutzen? Die Herausforderungen der Ener...
Deutschland produziert immer mehr erneuerbare Energie - doch oft fehlt...
• Anschlag auf Trump: Bundesregierung zeigt sich besorgt
Die Bundesregierung bereitet sich intensiv auf einen möglichen Sieg vo...
• Neue EU-Gesetze für KI: Globale Standards gesetzt
Die EU hat endgültig die bahnbrechende KI-Verordnung verabschiedet, di...
• Was die EU-Strommarktreform für Verbraucher bedeutet
Die EU hat eine umfassende Reform des Strommarktes beschlossen, um Ver...
• Macht und Grenzen: Was eine Oberbürgermeisterin wirklich dar...
Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister sind zentrale F...
• Neuer Gesetzentwurf: Bundesrat gegen DSGVO-Abmahnungen
Der Bundesrat hat einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, um DSGVO-A...
• Eskalation im Klimaschutzgesetz: Drohen jetzt Fahrverbote?
In der Debatte um das Klimaschutzgesetz droht Verkehrsminister Wissing...
• Rentenpaket II: Ein finanzielles Desaster?
Die von der Ampelkoalition vorgelegten Pläne für das Rentenpaket II ha...