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Solarstrom verschenkt? Deutschlands Energie-Dilemma im Faktencheck

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Deutschland verschenkt subventionierten Solarstrom? Der Artikel klärt, was wirklich hinter den negativen Strompreisen steckt - und warum das kein Wahnsinn, sondern ein systemisches Problem ist.

Solarstrom aus Deutschland wird exportiert – Symbolbild für Stromleitung ins Ausland bei Sonnenschein

Was sind negative Strompreise und wie entstehen sie?

Wenn Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt aus dem Gleichgewicht geraten, entsteht ein ungewöhnliches Phänomen: negative Strompreise. An sonnigen Feiertagen, wenn viele Solaranlagen gleichzeitig einspeisen, aber der Strombedarf niedrig ist, kann es passieren, dass der Strompreis unter null fällt. Das heißt: Stromproduzenten zahlen dafür, dass jemand ihren Strom abnimmt - eine paradoxe, aber reale Marktreaktion.

Warum passiert das? Solaranlagen erzeugen Strom, sobald die Sonne scheint. Viele dieser Anlagen erhalten feste Einspeisevergütungen - unabhängig vom Börsenpreis. Es ist also wirtschaftlich sinnvoll, auch bei negativen Preisen einzuspeisen. Für Netzbetreiber ist es dagegen oft günstiger, den Strom zu exportieren als ihn abzuregeln, was technisch aufwändig und teuer ist.

Fließt subventionierter Solarstrom massenhaft kostenlos ins Ausland?

Die Rolle der EEG-Subventionen

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantiert Produzenten eine feste Vergütung. Wenn der Börsenpreis negativ ist, zahlt der Staat die Differenz - ein Mechanismus, der vor allem älteren Anlagen zugutekommt. Für neue Anlagen gilt oft die Direktvermarktung oder flexible Modelle. Dennoch entsteht durch dieses System ein Anreiz, auch bei Überproduktion einzuspeisen.

Wie kommt es zum Export?

Deutschland ist Teil eines europäischen Strommarkts. Strom fließt dorthin, wo er gebraucht wird - oder wo er durch Preissignale attraktiv ist. In Zeiten negativer Preise wird Strom ins Ausland verkauft, auch wenn das bedeutet, dass Deutschland draufzahlt. Der Abnehmer im Ausland profitiert von günstigen oder sogar negativen Preisen - Deutschland zahlt drauf.

Der Ausdruck massenhaft ist allerdings relativ: Im Jahr 2023 gab es 457 Stunden mit negativen Strompreisen - das entspricht rund 5 % der Jahreszeit. Im Mai lag der Anteil sogar bei 31 %, wie Daten der Bundesnetzagentur zeigen.

Eine Analyse von Energy-Charts des Fraunhofer ISE bietet hier tiefe Einblicke.

Wer zahlt die Zeche - und wer profitiert?

Kosten für Verbraucher

Die EEG-Umlage wurde zwar 2022 abgeschafft, aber die Differenzkosten zwischen Marktpreis und Einspeisevergütung werden weiterhin aus dem Bundeshaushalt getragen. Auch die Netzgebühren steigen, da Redispatch-Maßnahmen (Eingriffe in den Kraftwerksbetrieb) zunehmen.

Profiteure des Systems

Gleichzeitig verhindert die aktuelle Gesetzeslage, dass Solaranlagenbetreiber die Konsequenzen von negativen Preisen spüren. Die Folge: Verzerrte Marktanreize und eine Überproduktion zu ungünstigen Zeiten.

Mehr zu den Herausforderungen rund um überschüssigen Strom findest du auch in diesem Beitrag: Strom wegwerfen statt nutzen - Die Herausforderungen der Energiewende

Die eigentliche Krise: fehlende Speicher und fehlende Intelligenz

Während der PV-Ausbau boomt, fehlt es an einem grundlegenden Baustein: Speichern. Noch immer ist Deutschland weit davon entfernt, ausreichend Batterien oder alternative Speichertechnologien bereitzustellen, um Stromüberschüsse sinnvoll zu puffern.

Hinzu kommt der schleppende Ausbau intelligenter Stromzähler. Smart Meter könnten dafür sorgen, dass Strom flexibel genutzt wird - etwa zum Laden von E-Autos in Stunden mit Überproduktion. Doch hier geht es nur langsam voran. Auch die Politik bleibt vage: Statt konkreter Maßnahmen gibt es nur Prüfaufträge und unklare Ankündigungen.

Lösungen statt Populismus

Der Begriff Solar-Wahnsinn verkauft ein technisches Systemproblem als ideologischen Skandal. Doch was wirklich fehlt, ist eine Kombination aus:

Was denkst du? Ist unser Strommarkt noch zu retten oder befinden wir uns wirklich im Solar-Wahnsinn? Schreib uns deine Meinung unten in die Kommentare!



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