Strom wegwerfen statt nutzen? Die Herausforderungen der Energiewende
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Deutschland produziert immer mehr erneuerbare Energie - doch oft fehlt es an der richtigen Infrastruktur, um sie sinnvoll zu nutzen. Warum wird Strom immer noch abgeregelt, anstatt ihn zu speichern? Und wie könnte Digitalisierung helfen, das Problem zu lösen?Erneuerbare Energie im Überfluss - und trotzdem ein Problem
In Deutschland wird so viel erneuerbare Energie produziert wie nie zuvor. Windparks an der Küste drehen sich fleißig, Solaranlagen auf Dächern speisen kontinuierlich Strom ein. Doch genau hier beginnt das Problem: An sonnigen und windreichen Tagen gibt es oft mehr Strom, als aktuell benötigt wird. Und anstatt diesen Strom effizient zu speichern oder gezielt zu nutzen, wird er schlichtweg ,,weggeworfen" - das heißt, Windräder und Solaranlagen werden abgeregelt.
Warum passiert das in einem Land, das sich die Energiewende auf die Fahnen geschrieben hat?
Das digitale Stromnetz als fehlendes Puzzleteil
Ein Blick nach Dänemark zeigt, wie es anders laufen könnte. Dort sind intelligente Stromzähler längst Standard. Haushalte wissen, wann Strom billig ist, weil er im Überfluss vorhanden ist, und passen ihren Verbrauch entsprechend an. Waschmaschinen, Spülmaschinen oder Elektroautos werden geladen, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht.
In Deutschland hingegen hinkt die Digitalisierung des Stromnetzes hinterher. Die Einführung sogenannter ,,Smart Meter" wurde über Jahre verschlafen. Erst seit 2025 gibt es eine Pflicht für bestimmte Haushalte, digitale Stromzähler zu installieren - doch das ist nur ein erster Schritt.
Netzüberlastung: Wenn zu viel Strom zum Problem wird
Ohne smarte Steuerung und flexible Verbraucher passiert Folgendes: Wenn Wind- und Solaranlagen mehr Strom produzieren, als das Netz aufnehmen kann, müssen sie heruntergeregelt werden. Das betrifft vor allem kleinere Photovoltaikanlagen, die bisher kaum steuerbar sind.
Torsten Maus, Geschäftsführer des Netzbetreibers EWE Netz, beschreibt ein typisches Szenario: An einem sonnigen Pfingstsonntag erzeugen Solaranlagen jede Menge Strom, doch die Nachfrage ist gering. Das Netz wird überlastet - und Betreiber müssen eingreifen, um einen Blackout zu verhindern.
Neue Abregelungs-Regeln - Lösung oder neues Problem?
Seit Februar 2025 gilt eine neue Regel: Alle neuen Photovoltaikanlagen, die keinen Smart Meter haben, dürfen nur noch 60 % ihrer möglichen Leistung einspeisen. Damit soll das Netz stabilisiert werden.
Für die Betreiber kleiner PV-Anlagen bedeutet das jedoch weniger Einnahmen. Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft kann so bis zu 9 % des potenziellen Solarstroms verloren gehen. Wer einen Stromspeicher besitzt, kann den überschüssigen Strom immerhin selbst nutzen - doch viele Hausbesitzer haben noch keine Speicher installiert.
Großspeicher als Hoffnungsträger der Energiewende
Eine Lösung für das Problem sind Batteriespeicher. Große Stromspeicher könnten überschüssige Energie aufnehmen, wenn viel produziert wird, und sie abgeben, wenn die Nachfrage steigt.
In Bollingstedt bei Schleswig entsteht gerade einer der größten Batteriespeicher Deutschlands mit einer Leistung von 100 Megawatt. Dieser Speicher kann theoretisch 170.000 Haushalte für zwei Stunden mit Strom versorgen. Die Zahl solcher Großspeicher hat sich 2024 bereits verdoppelt - doch sie allein werden nicht ausreichen.
Wie kann die Industrie helfen?
Ein weiterer Schlüssel zur Lösung liegt in der Industrie. Unternehmen mit hohem Stromverbrauch könnten gezielt mehr Strom abnehmen, wenn besonders viel erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Doch das ist oft nicht so einfach.
Ulf Gehrckens, verantwortlich für die Energiebeschaffung beim Kupferhersteller Aurubis, erklärt, dass die Produktion nicht einfach hoch- und runtergefahren werden kann. Stattdessen fordert er, dass Strom besser dort gespeichert wird, wo er produziert wird - also direkt an Wind- und Solarparks.
Die Politik muss liefern
Das Bundeswirtschaftsministerium setzt inzwischen auf einen Technologiemix aus erneuerbaren Energien, Speichern und flexiblen Verbrauchern. Doch viele Experten mahnen an, dass der Ausbau schneller vorangehen muss.
Ove Petersen vom Unternehmen GP Joule bringt es auf den Punkt: ,,Wir haben es in den letzten 20 Jahren nicht geschafft, erneuerbare Energien richtig in unser Energiesystem zu integrieren." Statt überschüssigen Strom einfach abzuregeln, müsse mehr in Speicher und smarte Netze investiert werden.
Wie siehst du das?
Deutschland steckt mitten in der Energiewende - aber an vielen Stellen hakt es noch gewaltig. Ist der Smart-Meter-Rollout der richtige Weg? Oder braucht es noch radikalere Lösungen? Schreib deine Meinung in die Kommentare! ?
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