Flix greift an: Neue Züge und große Pläne im Fernverkehr
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Flix erweitert seine Ambitionen im Fernverkehr und bestellt 65 neue Hochgeschwindigkeitszüge. Der Angriff auf die Deutsche Bahn nimmt Form an - mit dem Ziel, Europas größte private Zugflotte aufzubauen und Bahnreisen grundlegend zu verändern.Der nächste Angriff: Nach der Straße jetzt die Schiene
Flix hat den Fernbusmarkt in Deutschland bereits weitgehend unter Kontrolle. Mit einem Marktanteil von rund 90% bei Fernbussen steht das Unternehmen nahezu konkurrenzlos da. Doch das reicht dem Konzern nicht mehr. Mit FlixTrain visiert das Unternehmen jetzt auch den Fernverkehr auf der Schiene an - und will langfristig der Deutschen Bahn den Rang ablaufen.
Neue Züge, neue Ansage
Flix setzt klare Zeichen: Beim spanischen Hersteller Talgo hat der Konzern 65 Hochgeschwindigkeitszüge geordert. Die Hälfte davon sei laut Unternehmensangaben bereits fertiggestellt. Wann genau sie einsatzbereit sind, ist noch unklar. Fest steht nur: Flix meint es ernst.
Unternehmenschef André Schwämmlein kündigt nichts Geringeres an als die größte private Fernverkehrsflotte Europas. Ziel sei es, der Deutschen Bahn auf der Schiene echte Konkurrenz zu machen und Marktanteile zu gewinnen.
Mehr Angebot, günstigere Tickets - aber nicht ohne Haken
Das Angebot soll sich vom etablierten Platzhirsch abheben: Sitzplatzgarantie ohne Aufpreis, nachhaltige Mobilität und günstige Preise. Das Versprechen: Bahnreisen wieder attraktiv machen - auch für Menschen, die bislang lieber das Auto nehmen.
Flix will gezielt dort ansetzen, wo viele Bahnkunden seit Jahren Kritik üben: Zu wenig Auswahl, zu hohe Preise, zu geringe Verlässlichkeit. Schwämmlein bringt es auf den Punkt: "Wettbewerb sorgt für bessere Produkte. Davon profitieren am Ende die Fahrgäste."
Die Bahn bleibt gelassen - vorerst
Die Deutsche Bahn reagiert offiziell gelassen. Man begrüße Wettbewerb, heißt es aus der Konzernzentrale. Der Tonfall: routiniert, fast schon abwartend. Hinter den Kulissen dürfte die Entwicklung aber genau beobachtet werden.
Zwei Märkte - zwei Welten
Mobilitätsforscher Andreas Knie ordnet die Lage nüchtern ein. Zwar sei der Wille zu mehr Wettbewerb nachvollziehbar, doch die Rahmenbedingungen seien auf der Schiene ungleich komplexer als auf der Straße.
Der entscheidende Unterschied: Während FlixBus mit Partnerunternehmen arbeitet, die ihre eigenen Busse bereitstellen, muss FlixTrain auf eigene Züge setzen - inklusive Betrieb und Wartung. Das bedeutet hohe Investitionen. Laut Knie geht es dabei um ein Volumen von bis zu 2,4 Milliarden Euro.
Engpass Infrastruktur
Doch selbst mit fertigen Zügen bleibt ein Problem: die Schieneninfrastruktur. Laut Knie sind die Kapazitäten im Netz begrenzt, stark reguliert und technisch rückständig. Die Digitalisierung sei in Deutschland mangelhaft, was dichte Taktungen unmöglich mache. Zugfolgen müssen mit großem Sicherheitsabstand gefahren werden. Das Resultat: Viele Strecken werden ineffizient genutzt.
Ein Beispiel: Würde das System digital gesteuert, könnten die Zugfrequenzen erhöht werden - also mehr Verkehr auf derselben Strecke. Doch dafür fehlt es bisher an technischen Grundlagen.
Flix braucht Slots - und muss auf Fairness hoffen
Wie DB Fernverkehr muss auch Flix sich bei der Tochtergesellschaft DB Netz um Fahrplan-Slots bewerben. Die Preise dafür sind offiziell gleich. Doch Knie hegt Zweifel, ob das System immer fair funktioniert. Wenn es knapp wird, könnten konzerninterne Züge bevorzugt behandelt werden.
Flexibilität gegen Größe
Flix hat jedoch auch Vorteile: Als junges Unternehmen mit flachen Strukturen und niedrigeren Personalkosten kann es flexibler agieren. Das System ist effizient, aber auch anfällig - denn im Gegensatz zur Deutschen Bahn fehlen größere Puffer bei Personal oder Fahrzeugen. Trotz neuer Züge bleibt die DB auf absehbare Zeit zahlenmäßig überlegen.
Kein Umbruch über Nacht
Für Bahnkunden bedeutet das zunächst: keine drastischen Veränderungen. Weder bei Ticketpreisen noch bei der Taktung ist kurzfristig ein großer Sprung zu erwarten. Flix baut auf Langfristigkeit - und auf die Hoffnung, dass Wettbewerb irgendwann doch Bewegung ins System bringt.
Eckdaten in der Übersicht
| Punkt | Information |
|---|---|
| Anbieter | Flix (FlixTrain) |
| Ziel | Konkurrenz zur Deutschen Bahn im Fernverkehr |
| Fahrzeuge | 65 bestellte Hochgeschwindigkeitszüge (Hersteller: Talgo) |
| Investitionsvolumen | Bis zu 2,4 Milliarden Euro |
| Sitzplatzgarantie | Ja, ohne Aufpreis |
| Vorteile gegenüber DB | Flexibilität, niedrige Lohnkosten |
| Nachteile gegenüber DB | Geringere Zuganzahl, hohe Investitionen |
| Marktstart | Termin offen |
| Problemfelder | Netzkapazitäten, Digitalisierung, Slotvergabe |
| Stellungnahme DB | Wettbewerb wird begrüßt |
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