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Kleine Reaktoren, große Debatte: Bundesregierung weicht Position

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Deutschland gibt seinen Widerstand gegen die EU-weite Förderung kleiner Atomreaktoren auf. Wirtschaftsministerin Reiche spricht sich für Technologieoffenheit aus - ohne den deutschen Atomausstieg infrage zu stellen.

Stilisiertes Titelbild: Karte Europas mit hervorgehobenen Ländern und SMR-Icons, Politiker-Silhouetten, Windräder und Solarsymbole im Hintergrund.

Deutschlands Schwenk in der EU-Energiepolitik - Unterstützung für kleine modulare Reaktoren

Die Bundesregierung signalisiert erstmals Bereitschaft, EU-Mittel für die Erforschung sogenannter SMR - Small Modular Reactors - freizugeben. Diese kompakten Reaktortypen gelten als vielversprechend, weil sie flexibel einsetzbar, kostengünstiger und sicherer als konventionelle Atomkraftwerke sein sollen. Zwar ist bisher keiner dieser Reaktoren in der EU im Einsatz, doch Länder wie Frankreich und Schweden treiben die Forschung seit Jahren mit Nachdruck voran.

Am Rande eines Treffens der EU-Wettbewerbsminister in Brüssel stellte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) klar, dass es um die Förderung neuer Technologien gehe - nicht um ein Comeback der klassischen Atomenergie. Deutschland bleibe beim Atomausstieg. Die Öffnung bezieht sich ausschließlich auf Forschung und Entwicklung im Rahmen europäischer Innovationsprogramme.

Ein Balanceakt zwischen Prinzipien und Pragmatismus

Reiche betonte, man verfolge einen anderen Kurs als Frankreich, erkenne jedoch an, dass jede CO-Vermeidung zähle. Mit dieser Argumentation versucht die Bundesregierung, ihre Kehrtwende als pragmatische Antwort auf klimapolitische Realitäten zu verkaufen, ohne den gesellschaftlichen Konsens gegen Atomkraft zu beschädigen. Für Berlin geht es offenbar darum, sich handlungsfähig in Brüssel zu zeigen, ohne zentrale nationale Positionen zu räumen.

Taxonomie und der Streit um grüne Energien

Die Debatte dreht sich im Kern um die sogenannte EU-Taxonomie. Dieses Regelwerk definiert, welche Technologien als grün gelten und damit bevorzugten Zugang zu Investitionsmitteln erhalten. Dass Atomkraft hier seit 2022 als klimafreundlich eingestuft wird, war in Deutschland auf breite Ablehnung gestoßen. Auch die vorige Bundesregierung hatte sich vehement gegen diese Bewertung gestellt - am Ende erfolglos.

Jetzt folgt ein Strategiewechsel: Die Bundesregierung will bei künftigen EU-Verhandlungen sicherstellen, dass auch erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie weiterhin als förderfähig eingestuft bleiben. Reiche kündigte an, Berlin werde sich in Brüssel aktiv für unsere neuen Technologien einsetzen. Der technologische Wettbewerb in Europa müsse fair bleiben.

Kritik aus dem eigenen Lager

Doch der Kurswechsel bleibt nicht ohne Widerspruch. Besonders aus dem Lager der Grünen kommt Kritik. Michael Bloss, Europaabgeordneter der Partei, wirft der Bundesregierung vor, kampflos zentrale Interessen der Energiewende preiszugeben. Er sieht die deutsche Position gegenüber der französischen Atomlobby geschwächt - ohne erkennbare Gegenleistung.

Die schwarz-rote Bundesregierung verteidigt sich damit, dass man nicht auf Atomkraft als Energiequelle setze, sondern lediglich Forschung ermögliche. Für Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) ist klar: Eine Rückkehr zur Atomkraft kommt nicht infrage. Der Atomausstieg sei beschlossen und genieße breite gesellschaftliche Zustimmung.

Frankreich treibt Ausbau weiter voran

Während Berlin auf Distanz bleibt, setzt Paris voll auf Atomkraft. Frankreichs Regierung baut die bestehenden Kapazitäten nicht nur aus, sondern sieht auch in SMR eine strategische Zukunftstechnologie. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat mehrfach angekündigt, massiv in die Entwicklung dieser Mini-Reaktoren zu investieren. Der Rückhalt in der Bevölkerung ist vorhanden - anders als in Deutschland.

Auch Belgien bewegt sich: Erst kürzlich revidierte die Regierung in Brüssel den eigenen Atomausstieg. Die Entwicklung zeigt, wie unterschiedlich die energiepolitischen Realitäten in Europa sind - und wie schwierig es ist, auf EU-Ebene gemeinsame Standards durchzusetzen.

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