Kindercerealien: Wenn weniger Zucker mehr Fett und Salz bedeutet
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Cornflakes und Frühstücksflocken für Kinder werden kaum gesünder - stattdessen tricksen Hersteller mit neuen Rezepturen. Weniger Zucker, dafür mehr Fett und Salz: Was in den Regalen steht, bringt Eltern wie Experten auf die Palme.
Immer noch süß, aber jetzt auch fettig - das Geschäft mit Kindercerealien
Eltern kaufen Cornflakes für ihre Kinder, in der Hoffnung auf ein schnelles, manchmal gesundes Frühstück. Doch die Werbeversprechen und bunten Verpackungen halten kaum, was sie vorgaukeln. Die aktuellen Entwicklungen zeigen: Die Hersteller ändern die Rezepturen nicht zum Besseren. Wer weniger Zucker verspricht, erhöht stattdessen den Fett- oder Salzanteil.
Neue Rezepturen, alte Muster
Wissenschaftliche Untersuchungen, etwa der Universität Kentucky, analysierten die Rezeptur-Entwicklung von Kindercerealien zwischen 2010 und 2023. Die Hersteller brachten zwar regelmäßig neue Produkte auf den Markt - meistens änderte sich aber vor allem die Verpackung. Ab 2017 stieg nicht nur der Salz-, sondern auch der Fett- und sogar der Zuckergehalt weiter an. Die Portionen enthalten jetzt teilweise so viel Zucker, dass Kinder allein beim Frühstück fast die Hälfte der von der US-Herzgesellschaft empfohlenen Tagesmenge aufnehmen.
Besorgniserregende Verschiebungen
Die Fachwelt spricht von besorgniserregenden Verschiebungen: Mehr Fett, mehr Salz, mehr Zucker - und weniger Proteine sowie Ballaststoffe. Eigentlich hatten Ärzte und Behörden weniger Zucker und gesündere Inhaltsstoffe gefordert. Die Industrie entschied sich für den entgegengesetzten Weg. Die Konzentration kritischer Inhaltsstoffe in Kindercerealien liegt heute so hoch wie noch nie seit 2010.
Die EU-Realität: Empfehlungen ignoriert
Die WHO empfiehlt maximal 15 Gramm Zucker pro 100 Gramm Cerealien, bei spezieller Vermarktung an Kinder 12,5 Gramm. Die AOK-Cerealienstudie von 2020 untersuchte 1400 Produkte und kommt zu einem eindeutigen Befund: 99 Prozent aller Kindercerealien überschreiten die Empfehlungen. Im Schnitt enthalten sie 27 Gramm Zucker je 100 Gramm - doppelt so viel wie die WHO noch als akzeptabel erachtet. Wer auf die Zutatenliste schaut, stößt auf Zucker als billigen Füllstoff - mit fast keinem ernährungsphysiologischen Mehrwert.
Selbstverpflichtung und ihre Grenzen
2019 versprachen Hersteller in Deutschland, den Zuckergehalt freiwillig bis Ende 2025 um 20 Prozent zu senken. Die Zwischenbilanz: Eine echte Reduktion erreichte der Markt kaum, besonders die populären und beworbenen Produkte blieben bei hohen Werten. Manche Cornflakes kamen schon damals mit weniger als 1 Gramm Zucker aus, aber das waren Ausnahmen. Vor allem Knusperflocken mit Honig oder Schokolade, die gezielt Kinder ansprechen, bleiben Spitzenreiter beim Zuckergehalt.
Zucker raus, Fett rein - und was ist mit Salz?
2022 zeigte eine weitere Untersuchung: Mit sinkendem Zuckergehalt steigt der Fett- und Salzanteil in den Produkten - und zwar messbar. Nur ein Viertel der getesteten Cerealien mit Kinderoptik erfüllte die WHO-Empfehlungen überhaupt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sieht die Reduktionsziele trotzdem als erreicht an - allerdings basiert diese Einschätzung auf einer vergleichsweise kleinen Stichprobe. Der Großteil der Produkte bleibt weiter zuckrig - und fettiger denn je.
Marketing und Verantwortung
Die Marketingstrategie bleibt simpel: Bunte Verpackungen, Comicfiguren, aggressive Fernsehwerbung. Die Industrie zielt direkt auf die Wünsche von Kindern und die Alltagssorgen der Eltern. Hinweise auf Zucker, Fett und Salz sind oft versteckt oder werden durch gesund klingende Zusätze kaschiert. Die Eigenverantwortung bleibt auf der Strecke.
Wer schützt eigentlich die Kinder?
Politik, Behörden und Krankenkassen fordern immer wieder strengere Vorgaben, doch die freiwilligen Selbstverpflichtungen reichen bisher nicht aus. Hersteller finden neue Wege, die Rezeptur attraktiv zu halten. Ob Zucker, Fett oder Salz - Hauptsache, der Geschmack knallt und die Verkaufszahlen stimmen.
Wie sehen Ihre Erfahrungen mit Kinder-Frühstücksprodukten aus? Haben Sie vielleicht Tricks gefunden, um gesündere Alternativen in den Alltag zu bringen - oder bleibt morgens doch alles beim Alten? Diskutieren Sie mit: Wie sollte die Industrie wirklich auf Eltern und Kinder eingehen?
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